2019-03-22

Yayoi Kusama - Punkte und Kürbisse

Heute vor 90 Jahren wurde  
Yayoi Kusama - Princess of Polka Dots - 
in Japan geboren.

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FRANKFURTER ALLGEMEINE
vom 22.3.2019



Künstlerin Yayoi Kusama : Im Turm der roten Punkte 
Sie ist bekannt für Punkte und Kürbisse in unendlich gespiegelten Räumen: Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama, die mit ihren drastischen Aktionen „Occupy Wall Street“ vorwegnahm, steht auch mit 90 noch jeden Tag im Atelier. 


Verehrter Kürbis: Künstlerin Yayoi Kusama.
Verehrter Kürbis: Künstlerin Yayoi Kusama. Bild: Picture-Alliance


Sie dürfte eine der sehr wenigen Künstlerinnen sein, die mit neunzig noch täglich ins Atelier und in ihr eigenes Museum gehen – direkt aus der Nervenklinik, in der sie aufgrund der Traumatisierung durch ihr Elternhaus und Kriegszwangsarbeit als Dreizehnjährige in einer Fallschirmfabrik seit 1977 lebt, nur über die Straße. Dort steht das von ihr 2017 zusammen mit einer Stiftung gegründete Museum, das als ihr gebautes Alter Ego angesehen werden kann: Exzentrisch überragt der weißbläulich schimmernde Turm mit seinen fünf Stockwerken auf abgeplattetem Parabelgrundriss die meist nur dreigeschossigen Häuser seiner Umgebung der Tokyoter Schlafstadt Shinjuku-ku.
Das Museum, ebenso eigenwillig wie seine Gründerin mit den meist grellrot gefärbten Haaren, zeigt durch unjapanisch große Fenstereinschnitte in allen Stockwerken bereits von außen offen und selbstbewusst wie ein Schaufenster an, dass es ausschließlich Kusamas Malereien, Skulpturen, Installationen sowie Videos ihrer inzwischen legendären Happenings präsentiert und die Künstlerin keinesfalls gewillt ist, in der japanischen Gesellschaft als Frau grau zu bleiben oder sich hintanzustellen.

Warhol und Oldenburg machten sie bekannt

Dabei galt Kusama wie ihre Altersgenossinnen Louise Bourgeois, Carmen Herrera oder Maria Lassnig lange als Prophetin im eigenen Land annähernd nichts; bis in die achtziger Jahre dauerte es, bevor sie in ihrer Heimat eine wichtige Ausstellung ausgerichtet bekam. Andy Warhol und Claes Oldenburg erst mussten sie weltweit über den Umweg New York bekannt machen, wo sie von 1958 bis 1972 überwiegend lebte.



Auch mit neunzig noch jeden Tag im Atelier: Yayoi Kusama.
Auch mit neunzig noch jeden Tag im Atelier: Yayoi Kusama
  
In diesen quirligen Nachkriegsjahrzehnten, in denen New York die globale Kunstführerschaft an sich riss, impfte Kusama sich mit allen am Hudson ineinanderfließenden Strömungen von Minimalismus und Pop-Art bis zu einem späten Impressionismus und Surrealismus. Mit ihren vehementen Aktionen nahm sie 1968 „Occupy Wall Street“ vorweg. Im Verbund mit ihrem bodenständigen Erststudium an der Kyoto School of Arts and Crafts in der starkfarbigen japanischen Nihonga-Malerei führt dies zu einem Eklektizismus, der vordergründig das Klischee eines westlichen Japan-Bildes überzuerfüllen scheint, zugleich aber im „Clash of Cultures“ zweier sich vor kurzem noch bekriegender Kulturen etwas Einzigartiges schafft.

Polka dots wie Kirschblüten: Ein Teil der Installation „With All My Love for the Tulips, I Pray Forever“ in der Marciano Art Foundation in Los Angeles.
Polka dots wie Kirschblüten: Ein Teil der Installation „With All My Love for the Tulips, I Pray Forever“ in der Marciano Art Foundation in Los Angeles
 
Die Installation „Rockaway! 2018: Narcissus Garden“ aus 1500 Spiegelkugeln in New York.
Die Installation „Rockaway! 2018: Narcissus Garden“ aus 1500 Spiegelkugeln in New York
   

Freilandkürbis „Kabocha“ auf der Kunstinsel Naoshima in Japan.
Freilandkürbis „Kabocha“ auf der Kunstinsel Naoshima in Japan
 
Zaubergewächse im Unendlichkeitsspiegel 

Am plastischsten ist diese künstlerische „Fusion Kitchen“ süßsauer wohl in ihren Performancevideos zu spüren, in denen sich Nackte mit grellroten „Polka-Punkten“ auf den Körpern wie aufs Äußerste abstrahierte Kirschblüten bewegen, Kusama mithin die alte japanische Tradition des sich im Bild ungeschützt bis trunken reflektierenden Künstlers unironisch mit feministischen Aktionen und der Minimal Art kreuzt. Blieb doch die Wurzel ihrer Kunst anders als in der verkopften New Yorker Moderne stets die zwar stilisierte, aber konkrete Natur, etwa wenn sie alraunenartige Riesengewächse modelliert, Blütenblätter auszupft und ornamental anordnet oder sich selbst als Blume gewandet in ein van-Gogh-haftes Sonnenblumenfeld einpflanzt.
Vor allem dient ihr das in Japan hochverehrte Symbol des Kürbisses als zentrale Metapher ihres Lebens und künstlerischen Schaffens. Oft schwarz gepunktet, werden die grellorangen Zaubergewächse mittels von ihr so genannter „Unendlichkeitsspiegel“ unüberschaubar zu Ornamentfeldern reproduziert und behalten doch auf seltsame Weise eine individuelle Aura; pseudofröhliche Metaphern des ernsten Lebens sind sie deshalb, weil im Kosmos der Künstlerin die Punkte für Atome und Wesen zugleich stehen, die in der Unendlichkeit des Alls buddhistisch kurz aufleuchten, nur um im nächsten Moment im Nichts aufzugehen.
Mittlerweile in allen größeren Städten und Sammlungen der Welt zu sehen, teilen diese Installationen Kusamas allerdings das Schicksal der Werke ihres nur wenige Wochen älteren New Yorker Freundes Claes Oldenburg: Die einst starke Idee droht hinter dem massenhaft vervielfältigten, schnellen Wiedererkennungswert der gepunkteten Kürbisgewächse verlorenzugehen. Dass Yayoi Kusama selbst auch über ihren heutigen neunzigsten Geburtstag hinaus das bekannte auratische Original bleibt, daran besteht indes wenig Zweifel.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/der-japanischen-kuenstlerin-yayoi-kusama-zum-90-16101281.html



monopol
Magazin für Kunst und Leben
vom 22.3.2019



 90. Geburtstag

Punktsieg Yayoi Kusama

Am heutigen Freitag wird Yayoi Kusama, die bekannteste japanische Künstlerin der Gegenwart, 90 Jahre alt - und arbeitet weiter an der Punktisierung der Welt
Der Eigensinn, mit dem die junge Japanerin Yayoi Kusama sich im New York der 50er-Jahre entgegen allen Trends durchbiss, ist atemberaubend. Von Anfang an legte sie eine zweite Wahrnehmungsebene über die Wirklichkeit. Sie malte monochromatische, potenziell unendliche Netzstrukturen, die frühen "Infinity Net"-Bilder, trug sie durch ganz Manhattan in die Museen – und wieder zurück in ihr Studio, weil sich zu Zeiten des abstrakten Expressionismus niemand dafür interessierte.

In den 60er-Jahren kamen dann die Punkte dazu, die sie über Menschen, Objekte und Räume verteilte, manchmal in polizeilich aktenkundigen Sex-Happenings. Seit ihrer Jugend hatte Kusama unter Halluzinationen gelitten, aus ihrem eigenen, labilen System der Weltwahrnehmung entwickelte sie ein einzigartiges Raum- und Körpererlebnis für alle: "Wenn ich beispielsweise meinen gesamten Körper mit Punkten bemale und auch den Hintergrund mit Punkten versehe, ist das ein Akt der Selbstauslöschung."
Ihrer Idee, die ganze Welt mit einem Muster zu überziehen, liegt weniger ein egomaner Wahn als ein liebevoller und friedfertiger Gedanke von Gleichheit und Einheit zugrunde. Auf den ersten Blick mag die Turbovermarktung des Kusama-Looks von Laufsteg bis Museumsshop dazu nicht recht passen. Auf den zweiten aber schon: Nur Massenprodukte können helfen, die Welt endlich vollkommen durchzupunkten.

https://www.monopol-magazin.de/punktsieg-yayoi-kusama



that`s
vom 4.3.2019

Polka Dot Princess Yayoi Kusama on Her Shanghai Show and Seeing Circles

By Sarah Forman

'Infinity Mirror Room-Phalli’s Field', 1965, Yayoi Kusama © YAYOI KUSAMA

Kusama with her new painting series " My Eternal Soul", 2012 ©️Yayoi Kusama


http://www.thatsmags.com/china/post/27081/polka-dot-princes--yayoi-kusama


https://www.youtube.com/watch?v=wKGvzehQ1CA
https://www.youtube.com/watch?v=4RegxhTu748
https://www.youtube.com/watch?v=-4uLeTY3fvk
https://www.youtube.com/watch?v=iT360Glhb9o
https://www.youtube.com/watch?v=-3k-86WrmHQ
https://www.youtube.com/watch?v=rRZR3nsiIeA
https://www.youtube.com/watch?v=yAGUUl38pyQ
https://www.youtube.com/watch?v=RwNBBvAF4xw
https://www.youtube.com/watch?v=H3NdocJ7BHk
https://www.youtube.com/watch?v=9WtEF94zwmM
https://www.youtube.com/watch?v=qjAzNDObUZ8
https://www.youtube.com/watch?v=isRUwZ_Nx-o

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